Rezensionen

Spring Girls (Anna Todd)

Zum Inhalt

Die Spring-Mädchen Meg, Jo, Beth und Amy leben zusammen mit ihrer Mutter in New Orleans. Ihr Vater ist im Irak stationiert, und jede der Schwestern durchlebt neben der beständigen Sorge um ihn die schwierigen Momente des Erwachsenwerdens. Meg will möglichst bald heiraten und Mutter werden, Jo will als Journalistin die Welt verändern, Beth hilft lieber im Haushalt, und die zwölfjährige Amy schminkt sich zum ersten Mal und ist mit ihrem Smartphone online unterwegs. Und obwohl jede der Schwestern ganz genau weiß, was sie will, kommt es dann doch ganz anders als ursprünglich gedacht …
Anna Todd erzählt Louisa May Alcotts Klassiker BETTY UND IHRE SCHWESTERN/LITTLE WOMEN neu. (Zitat Klappentext)

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Meine Meinung

Ich liebe die Geschichte der „Little Women“ von Louisa May Alcott und verbinde mit der Zeichentrickserie „Eine fröhliche Familie“ so viele schöne Kindheitserinnerungen, dass ich Anna Todds Neuinterpretation des Klassikers unbedingt lesen musste. Lange habe ich mich davor gescheut, jetzt aber endlich doch zum Buch gegriffen – und hätte es am liebsten nach den ersten Seiten direkt in die Ecke gepfeffert. Was war das bitte? Ich habe mich schlussendlich durch das Buch gequält, es nur noch überflogen, wollte einfach nur, dass es endet. Dieser Roman hatte absolut nichts Schönes, keine Wärme wie das Original, es war wirklich schrecklich.

Fangen wir mal mit dem größten Minuspunkt an: Anna Todd hat es meiner Meinung nach nicht geschafft, die Geschichte in unsere moderne Zeit zu holen. Mehr als Andeutungen, dass wir hier nicht die originalen March-Schwestern begleiten, sondern uns in unserer eigenen Zeit befinden, gab es nicht. Da wurden hin und wieder Gossip Girl und Sephora erwähnt, das Internet, Laptops, Handys und Make-up. Der Krieg war eben der Irak-Krieg und nicht der amerikanische Bürgerkrieg. Die Leute fuhren mit Autos statt Kutschen und die Mädchen schauten Horrorfilme statt zu stricken. Es wirkte lieblos und unzusammenhängend erzählt.

Ab hier folgen Spoiler, da ich sonst nicht erklären kann, warum mir das Buch nicht gefallen hat!

Kommen wir zu den Charakteren: Mrs March war eine warmherzige, liebevolle Frau und eine Mutter, deren Kinder an erster Stelle standen; Anna Todds Mrs Spring dagegen eine kalte, charakterschwache, trinkende Frau, die den Haushalt ihrer Tochter Beth überlässt und ansonsten kaum etwas zur Erziehung beitrug, außer dass sie mit den Kindern Horrorfilme schaute. Noch dazu nannte ihre Tochter Jo sie beim Vornamen, warum bitte? Und warum ließ sie das zu? Allein das zeigte doch, wie wenig sie sich für ihre Kinder interessierte. Beim Lesen war ich regelmäßig verwirrt, wenn von „Meredith“ die Rede war, denn zwar nur Jo sprach die Mutter direkt so an, aber auch in Gesprächen über sie sagte keiner „Mom“.

Das Ziel der ältesten Tochter Meg war es sowohl im Original als auch in der Neuerzählung einen reichen, angesehenen Mann zu heiraten, Kinder zu kriegen und ein schönes Leben als Ehefrau, Mutter und geschätztes Mitglied der Gemeinde zu führen. Das mag zur damaligen Zeit keine große Sache gewesen sein, heutzutage kann jede Frau tun und lassen und werden was sie will. Ich muss dem Buch zugutehalten, dass hier zumindest in Ansätzen darauf eingegangen wurde, dass Meg verstand, dass sie andere Möglichkeiten hat, sie aber gern ihr Leben mit jemandem teilen möchte. Und auch, dass sie sich noch zu jung fühlte, eine Familie zu gründen und am Schluss doch mit Shia mitging, ist ein kleiner Pluspunkt.

Josephine March, genannt Jo, war ein scharfsinniges, starkes Mädchen, mit eigenem Kopf, aber einem großen Herzen. Die moderne Jo liebte ebenfalls Bücher und wollte Journalistin werden, träumte von einem Leben in New York, hatte aber gleichzeitig Angst davor, ihre Familie im Stich zu lassen. An ihrem Charakter wurde gezeigt, dass nicht alle jungen Mädchen von einer eigenen Familie träumen oder sich überhaupt mit 16 Jahren schon für Jungs interessieren. Bis Laurie nebenan bei seinem Großvater einzieht. (Was war überhaupt mit der Rolle des alten Mr Lawrence? Warum wurde er immer nur erwähnt, tauchte aber auf den ganzen knapp 400 Seiten nicht einmal auf?) In Laurie fand Jo einen Freund, dem sie alles anvertraute, der sie herausforderte und in den sie sich schlussendlich verliebte, ohne es überhaupt zu merken. Im Original waren die beiden nicht mehr als beste Freunde, Anna Todd quetscht auf die allerletzten Seiten noch Jos Entjungferung durch Laurie, was so ziemlich die schlechteste Sexszene überhaupt war und die so lieblos noch kurz vor Schluss untergebracht wurde, dass ich nur mit dem Kopf schütteln konnte. Sie stritten sich über ihre unterschiedlichen Zukunftspläne, sie ging nach Hause, dachte nach, ging wieder zu Laurie und warf sich ihm buchstäblich an den Hals, sie hatten Sex, Jo musste direkt danach zu Meg, die merkte direkt was passiert war und Ende. Hä? Was war das denn? Abgesehen von der fehlenden Romantik (wobei Jo eher nicht der romantische Typ war) wurde dieser Szene und diesem Thema nicht die Bedeutsamkeit gewidmet, die sie verdient hätten.

Elizabeth March, genannt Beth, war ein stilles Mädchen, das sich aufopferungsvoll um Familie und Nachbarn gekümmert hat. Bethany Spring war ebenfalls ein ruhiges, von Ängsten geplagtes Mädchen, das zuhause unterrichtet wurde, sich kaum vor die Tür traute und den Großteil der Hausarbeit erledigte. Es war furchtbar zu lesen, wie alle mit Beth umgingen, es wurde von allen Familienmitgliedern als selbstverständlich angesehen, dass Beth kocht und putzt und wäscht. Dass sie von jedem als die Beste der Schwestern angesehen wurde, hat da auch nicht mehr geholfen. Der plumpe Versuch, die Rolle der Beth als Homosexuelle zu modernisieren, hat meiner Meinung nach nicht geklappt, dafür lag der Fokus zu sehr auf den anderen Spring Girls.

Nesthäkchen Amy wurde in beiden Versionen als naives, verzogenes Gör dargestellt. Im Klassiker erkannte man jedoch ihre guten Absichten und ihr gutes Herz. Anna Todd aber hat Amy nicht mal eine eigene Erzählstimme gewidmet. Das Buch ist aus den Perspektiven von Meg, Jo und Beth erzählt, Amys Sicht suchte ich vergeblich.

Wie ich schon angedeutet habe, gab es für die Geschichte der Spring Girls kein Ende. Die Geschichte endete plötzlich und ließ viel zu viel offen.

Fazit

Insgesamt haben mir die Emotionen gefehlt, die Charaktere waren nervig, der Schreibstil nichts besonderes und das Lesen hat keinen Spaß gemacht.

Es tut mir wahnsinnig leid, dass meine Rezension so niederschmetternd ist, aber ich kann beim besten Willen nichts Gutes über das Buch sagen und ich kann es auch nicht weiter empfehlen. Das Buch ist einfach nur furchtbar.


Allgemeines zum Buch

Autor: Anna Todd
Verlag: Heyne
Erscheinungsdatum: 13.01.2020
Seiten: 400
Genre: New Adult
Einzelband
Meine Bewertung: 1/5 Sterne

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